Kurz gefragt: Laban Asmar zu Agilität im Innovationsprozess  

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In dieser Rubrik stellen wir Experten des Fraunhofer IEM jeweils drei Fragen zu bestimmten Themen ihres Fachbereichs. Dabei gehen dabei auch auf die Möglichkeiten ein, wie unsere Experten innerhalb der IEM Academy beim Aufbau von spezifischem Know-How bei Unternehmen und Mitarbeitenden mitwirken.  

Laban Asmar
© Fraunhofer IEM
Experte Laban Asmar gibt einen Einblick in das Thema Innovationsmanagement

Fraunhofer Academy: Hallo Laban, du bist am IEM für das Thema Agilität im Innovationsprozess aktiv. Warum ist Agilität im Innovationsprozess heutzutage eigentlich so wichtig? 

Laban: Agil zu sein bedeutet unter anderem Veränderungen nicht nur reaktiv, sondern auch proaktiv anzugehen. Vor allem in Bezug auf Innovationen ist das extrem wichtig. Wenn ein Kunde kontinuierlich und proaktiv in den Innovationsprozess eingebunden wird und sein Feedback zu aktuellen Entwicklungsständen geben kann, reduziert sich das Risiko, an den Erwartungen des Kunden vorbei zu entwickeln. Das ist vor allem dann wichtig, wenn bei ganz neuen Ideen wenig Wissen über die eigentlichen Bedarfe des Kunden bekannt sind. Der Unterschied wird deutlich, wenn man einen plakativen Vergleich anstellt: Man kann eine Idee für eine Million Euro entwickeln und am Ende des Innovationsprozesses feststellen, dass der Kunde das Produkt nicht nachfragt und man wieder von vorne beginnen muss. Wäre der Kunde proaktiv, zu Beginn des Innovationsprozess, mit frühen Prototypen (z.B. 3-D Mock-Ups) in Kontakt gekommen und hätte daraufhin Anpassungen angeregt, wäre am Ende mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Produkt entstanden, das den Kunden tatsächlich weiterbringt. Sein frühzeitiges Feedback hätte dann eine Menge Geld gespart. Um es in einem Wort zusammenzufassen, werden Unternehmen durch Agilität im Innovationsprozess vor allem eines: Treffsicherer.

Fraunhofer Academy: Was zeigen deine Erfahrungen: Wie agil sind die Innovationsprozesse in deutschen Unternehmen? Was sind deren größte Herausforderungen?  

Laban: Das Feld ist insgesamt sehr divers. Auch in Deutschland gibt es Unternehmen, die Agilität, mitsamt der dazugehörigen Kultur, Methodik und Organisation beherrschen und schon an KI-Systemen zur Unterstützung im Innovationsprozess arbeiten. Anderseits gibt es Unternehmen, und dazu gehören auch Unternehmen des deutschen Mittelstands, bei denen oft starre Prozesse, eine effizienzgetriebene Kultur und Organisation, das agile Arbeiten eher verhindern. In diesen Unternehmen werden neue Produkte eher nach traditioneller Manier entwickelt. Das kann funktionieren, tut es oft aber nicht. Natürlich gibt es in der Realität nicht nur Schwarz und Weiß. Oft sind es Mischformen bzw. Unternehmen, die sich von der einen Richtung in die andere „transformieren“. Häufige Herausforderungen die z.B. bei einer „agilen Transformation“ auftreten können, sind bestehende starre Strukturen an den Schnittstellen zur entsprechenden Innovationseinheit. Das können langsame Einkaufsprozesse oder lange Kommunikations- und Eskalationsstufen bei wichtigen oder auch relativ einfachen Entscheidungen sein. Damit kann die benötigte Dynamik im Innovationsprozess sehr gehemmt werden. Eine weitere Herausforderung, welche sich vor allem am Anfang dieser Transformation stellt, ist es, den Einstieg in die gesamte Thematik zu schaffen. Gerade bei neu dazugekommenen „Innovationsverantwortlichen“ besteht häufig eine gewisse Unsicherheit, wie die ersten Schritte in Richtung eines agilen Vorgehens aussehen können.  

Fraunhofer Academy: Wie können Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Kompetenz des Fraunhofer IEM in Bezug auf agile Entwicklung profitieren?

Wir können gemeinsam diesen ersten Schritt gehen, an der Transformation arbeiten oder im Prozess selbst unterstützen, wenn es darum geht, Ideen agil mitzuentwickeln und zu validieren. Wir haben bei uns am Fraunhofer IEM mit dem Ideentriebwerk eine besondere Umgebung, die uns eine breite Anzahl an Möglichkeiten eröffnet und genau für solche Prozesse gestaltet wurde. Hier können wir zum einen unsere standardisierten oder individualisierten Schulungen für die Grundlagen der Agilität, Grundlagen des Innovationsmanagement und Business Model Innovation anbieten. Die nächste Schulung "Agile Arbeitsweisen im Innovationsprozess", mit der wir allen Interessierten einen Einstieg in die Thematik geben wollen, findet vom 01.-03.September 2021 als Live-Online-Kurs statt. Darüber hinaus bieten wir auf einer Projektebene die Einführung spezieller Methoden wie Scrum, Lean Startup und Design Thinking an und können über Formate wie Makeathons, Hackathons und Ideenworkshops Innovationsprozesse in Unternehmen selbst anstoßen. Auch FuE-Projekte zur agilen Entwicklung von Innovationen gehören zu unserem Portfolio. Wir bauen dabei auf eine jahrelange Erfahrung in der Durchführung solcher Projekte und freuen uns auf jedes Unternehmen, was mit unserer Begleitung im Innovationsbereich einen Schritt nach vorne machen will.