Interview mit Datenexperte Sebastian von Enzberg

Industrial Data Analytics ist keine Raketenwissenschaft!

Datenexperte Sebastian von Enzberg im Interview
© Fraunhofer IEM
An Industrial Data Analytics fasziniert Sebastian von Enzberg besonders der fachübergreifende Aspekt. Seit über 5 Jahren arbeitet der Wissenschaftler mit Unternehmen an der intelligenten Datenanalyse.

Sebastian von Enzberg ist Gruppenleiter und Datenenthusiast am Fraunhofer IEM. Wir haben mit ihm über das gewaltige Potenzial von Industrial Data Analytics gesprochen und warum gerade KMU es für sich nutzen sollten.

Sebastian, Du beschäftigst dich seit über 5 Jahren schon mit Industrial Data Analytics oder Industrial Data Science, wenn es um das Forschungsgebiet geht. Was fasziniert dich an diesem Thema?

Durch die Digitalisierung in der Industrie sind Unmengen an Daten verfügbar, die aktuell noch ungenutzt bleiben. Leider! Industrial Data Analytics bietet schon heute geeignete Methoden und Werkzeuge, um diesen Datenschatz zu heben. Und dabei handelt es sich nicht um Raketenwissenschaft.

Mich faszinieren die Möglichkeiten, die Technologien wie Maschinelles Lernen bringen, beispielsweise für die industrielle Bildverarbeitung. Aber noch spannender ist es zu sehen, dass auch einfache statistische Analysen schon ein riesiges Verbesserungspotenzial und letztendlich Wettbewerbsvorteile für die Industrie bieten. Sie müssen nur geschickt in die bestehende IT-Landschaft eingebunden und für den Anwender nutzbar gemacht werden. Dabei freue ich mich immer wieder mit KMU zusammenzuarbeiten: Hier kann man »Hands-on« arbeiten und sehr schnell Ergebnisse erzielen.

Was zeichnet die Forschung zu Industrial Data Analytics am Fraunhofer IEM aus? Warum sollte man sich gerade an dich und dein Team wenden?

Industrial Data Science ist eine interdisziplinäre Wissenschaft – und das wird am Fraunhofer IEM gelebt! Data Science ist in der Mathematik und Informatik verwurzelt. Für die Anwendung in der Industrie muss man aber noch viele andere Themen im Blick haben: Ein tiefes Verständnis für Maschinen und Fertigungsverfahren, aber auch für betriebliche Abläufe – von den Prozessen auf dem Shopfloor über den Einkauf bis hin zur Entwicklung. Dabei hilft uns auch unsere Expertise zur Digitalen Transformation, mit der wir eine strategische Sichtweise auf das Thema haben.

Wir wissen zudem, wie man das Thema den Leuten näherbringt: Unternehmen müssen alle Mitarbeitenden auf die Reise mitnehmen. Neben Projekten mit unseren Industriepartnern bieten wir daher Schulungen zu Industrial Data Analytics an. Je nach Wissensstand kann man hier erste Einblicke gewinnen, was überhaupt möglich ist. Und Fortgeschrittene schulen wir intensiv in Technologien und Methoden für erfolgreiche Data-Analytics-Projekte.

Wo geht es hin? Wo siehst Du persönlich das Thema in 10 Jahren?

Das ist eine spannende Frage! In 10 Jahren werden wir hoffentlich viele grundlegende Probleme wie beispielsweise die Sicherung der Datenqualität gelöst haben. Ich denke, wir werden auch der Automatisierung von Industrial Analytics einen großen Schritt nähergekommen sein. Sicherlich wird es für viele Bereiche mehr Commodity- und Plug-&-Play-Lösungen geben. Anwendungen wie Absatzprognosen oder Condition Monitoring sind schon jetzt nichts Neues, aber sie werden dann auch in der Breite selbstverständlich sein.

Klar ist auf jeden Fall, dass sich Unternehmen in den kommenden Jahren grundlegend wandeln müssen: Dabei denke ich nicht nur an die Digitalisierung, sondern auch an Themen wie Nachhaltigkeit. Ich denke, Industrial Data Analytics wird dann eine etablierte Disziplin sein, die einen sinnvollen Beitrag leisten kann. Wir freuen uns, wenn wir viele Unternehmen dabei mitnehmen können. Nur so kann der Industriestandort Deutschland wettbewerbsfähig bleiben.

Sie finden das Thema spannend? Dann sprechen Sie uns an! Kontakt: Sebastian von Enzberg