Kluge Sensorik liefert Einblicke in den Bienenstock

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Ein Bienenstock ist ein sensibles Ökosystem: Faktoren wie Klima, Futter oder auch die Bienenstockgröße müssen im Gleichgewicht sein. Dafür sorgen eigentlich Imker:innen mit ihrer Pflege. Besonders im kalten Winter wird das Öffnen des Bienenstocks zur Überprüfung dieser Faktoren aber schnell zur Gefahr für die nützlichen Insekten. Zwei Wissenschaftler des Fraunhofer IEM wollen das ändern: Mit intelligenter Technik wollen sie Imker:innen unter die Arme greifen.

Zwei Männer sitzen im Gras
© Fraunhofer IEM / Janosch Gruschczyk
Ayoub Benaissa und Dominik Hermelingmeier (v.l.) entwickeln am Fraunhofer IEM einen smarten Bienenstock: Ein System aus intelligenten Sensoren ermöglicht Imkerinnen und Imkern jederzeit den Einblick.

In dem Pilotprojekt BeeSmart entwickeln Dominik Hermelingmeier und Ayoub Benaissa am Fraunhofer IEM einen intelligenten, sensorbasierten Bienenstock zur kontinuierlichen Überwachung des Zustands von Bienenvölkern. Der Name des Projektes setzt sich zusammen aus „Bee“ für die Biene und „Smart“ für die intelligente Datenerfassung und Analyse. „Wir statten den Bienenstock mit Sensoren aus, die die Innenbedingungen kontinuierlich messen. Die Daten werden an ein Dashboard übermittelt, das Imkerinnen und Imker einfach per Tablet abrufen können“, erklärt Hermelingmeier. „Sobald kritische Werte überschritten werden, können sie beispielsweise den Bienenstock vergrößern oder im Winter nachfüttern."

Um die Funktionsweise dieses smarten Systems anschaulich zu demonstrieren, haben die Wissenschaftler einen technischen Demonstrator entwickelt. Er visualisiert die Sensordaten in Echtzeit und macht das Innenleben eines intelligenten Bienenstocks auch für außenstehende Imker:innen unmittelbar erlebbar.

Technik trifft Methode: Systems Engineering im Kleinformat

Der intelligente Bienenstock ist nicht nur ein sinnvolles Hilfsmittel für Imker:innen, sondern auch ein technisches System mit beachtlicher Komplexität. Damit alle Komponenten reibungslos zusammenarbeiten, haben die Wissenschaftler auf einen bewährten methodischen Ansatz zurückgegriffen: Systems Engineering. „Normalerweise unterstützen wir mit Systems Engineering große Industriepartner wie Miele oder Claas“, sagt Ayoub Benaissa. „Wir haben eine Methode entwickelt, mit der auch kleinere Entwicklungsteams und Startups diese Vorgehensweise schnell und unkompliziert nutzen können.“

Systems Engineering hilft in komplexen Entwicklungsprojekten dabei, Anforderungen strukturiert zu erfassen, technische Funktionen zu planen und die Entwicklung systematisch abzustimmen. Das zentrale Ziel ist, diese Entwicklungsansatz auch für andere Anwendergruppen möglichst einfach zugänglich und anwendbar zu machen. Der Demonstrator stellt zudem eine Validierung dieses Ziels dar.

Mehr als Honig – Warum Bienen überlebenswichtig sind

Das Projekt des Fraunhofer IEM zeigt, wie moderne Technik helfen kann, ökologische Herausforderungen anzugehen. Denn eine gesunde Bienenpopulation betrifft uns alle: 84 Prozent der in Europa angebauten Nutzpflanzen sind zumindest teilweise auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, wobei Bienen den größten Anteil leisten.